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  Die Geschichte von dem kleinen naseweisen Mädchen ( 8 )
  "Nein, mein Herz, das hast Du nur geträumt, aber, aber, wenn du noch zweimal geschlafen hast, dann ist Weihnachten, dann kommt das liebe Christkind von seiner Höhe herunter zu uns und vielleicht bring es Dir dann etwas von den schönen Sachen, die Du im Traume gesehen."
  "Ach, liebe Mama, sage ihm, dass es mir Alles bringt, was es mir schon heute Nacht geschenkt - es war gar zu schön!"
  "Wir wollen sehen, mein Kind!"
  Zwei ganze Tage lang musste das Mathildchen noch warten und während dieser Zeit war es fast mäuschenstill und machte nicht halb so viel Lärm als sonst, denn es musste immer an das Christkind und dessen Herrlichkeiten denken. Sollte das alles wirklich nur ein Traum gewesen sein? Es hatte doch einmal irgendwo ganz deutlich die Puppe mit der roten Bluse und auch das schneeweiße Bettchen gesehen, nur wusste es jetzt nicht mehr recht, ob droben auf der Höhe oder in Mama's Schrank.
  Aber nur Geduld - endlich musste ja Alles kommen! Die Federn aus Christkindleins Bettchen lagen fast fußhoch, die goldnen Sterne flimmerten darüber hin, da schlug die große Glocke auf dem Kirchturm fünfmal: bum! bum! bum! bum! bum! Mathildchen und ihre Geschwisterchen saßen im Wohnzimmer und wagten kaum zu atmen. Es raschelte bald an dieser, bald an jener Türe so geheimnisvoll, und endlich war die ganze Familie versammelt, der Papa, die Mama, der Onkel, die Tante, die Kathrine und die Lisette.
  Noch einen Augenblick - da hörte man ein silberhelles Glöckchen klingen, die Saaltür flog auf, ach! da war Mathildchens Traum zur Wirklichkeit geworden!
  Vor ihm stand ein Christbaum fast so hoch als die Fichten auf der Böllsteinerhöhe, der war vollgesät mit Lichtern, goldnen Äpfeln und Nüssen, Marzipan, silbernen Kränzen und bunten Glaskugeln. Auf der einen Seite des Baumes stand der Nikolaus, ganz so wie ihn Mathildchen im Träume gesehen, mit dem Pelzrock, der Pelzmütze und einer großen Rute in der Hand, nur machte er ein freundlicheres Gesicht als damals, denn am Weihnachtsabend, wo Alles vergnügt und lustig ist, kann er mit dem besten Willen auch nicht verdrießlich bleiben. auf der andern Seite des Baumes aber stand das liebe, goldige Christkind, und mochte den Kindern auch noch ein wenig bange sein vor dem Nikolaus, so verging ihnen schnell alle Furcht, wenn sie in sein freundliches Gesicht und seine guten, blauen Augen schauten. "Ach, liebes Christkind, bin ich denn wirklich nicht bei Dir gewesen?" rief Mathildchen, "gerade so wie jetzt bist Du mir doch erschienen!"
  Da lächelte Christkind, legte den Finger auf den Mund, schüttelte seine Flügel auseinander und - weg waren sie Beide! Die Kinder standen da und starrten die leere Stelle an, wo sie gestanden.
  "Sie sind zum Fenster hinaus, Kinder", sagte die Mama, "Papa, mache wieder zu ,es kommt viel zu kalt herein!"
  Der Vater schloss das Fenster und die Kinder fingen jetzt laut zu jubeln an. Da stand ja wahrhaftig Alles beieinander, was Mathildchen im Traum geschenkt bekam - die Puppe, das Bett, die blauen Schuhe, das ABC - Buch, das Arbeitskästchen, das Strickzeug, der rote Regenschirm, nichts fehlte und am wenigsten die guten Bissen, die ihm Christkindchen in die Schürze gesteckt. "Papa, Mama", rief es entzückt, "es ist Alles da!
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  Luise Büchner 1821 - 1877
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