Puck Kraienfoot ( 3 )
Da saßen sie wieder lange Zeit und überlegten. Und schließlich
kam ihnen ein Gedanke. sie standen auf, zogen ihre Kappen herunter, und der
Platz unter der Fuhre war leer.
Auf Thormanns Hof ging der Bauer in der Dönze auf und ab und sah ab und zu
grimmig nach seiner Tochter, die mit rotgeschwollenen Augen Kartoffeln
schälte. Ihm war recht ungemütlich zu Sinne. Brummig ging er an das
Bört, langte seine Pfeife herab und ging nach dem Fenster, wo der
Tabakskasten stand. Als er danach griff, hörte er leise etwas kichern, und
der Tabakskasten fiel vom Fensterbrett und gerade in den Eimer, in den Guste
die Kartoffeln tat.
"Dübel," rief der Bauer, "nu mott ick noch in' Kraug, dat
is all wedder de ohle Puck wesen." Er setzte die Mütze auf, nahm
seinen Stock und ging ab. Als er über den Hof ging, hörte er es
über sich lachen. Da saß Niß Pogg, sein Hauspuck, in der
Giebellucke, schlenkerte mit den rotbestrümpften Beinen und rief
vergnügt: "Hie Niß' eene Been, da Niß' annere Been."
Zu derselben Zeit saß Hinrich Grönebusch zu Hause und stützte
den Kopf in die Hand. Seine alte Mutter sah ihn mehrmals von der Seite an,
sagte aber nichts. Der Tranküsel schwelte. Da stand Mutter Grönebusch
auf und langte nach dem Ölkrug. Als sie ihn eben in der Hand hatte,
fühlte sie einen kurzen kalten Schlag auf der Hand und ließ den Krug
fallen.
"Wat hebb ick mi verjaget," rief die Frau. "Hinrich, du schast
man beeten na'n Krauge gahn, dat du up annere Gedanken kummst. De Kräuger
kann mi dör sine Lüttje aok'n Pott Ölje schicken."
Hinrich zog die Jacke an, setzte die Mütze auf und ging auf den Hof. Er
wollte die Lüttjemagd nach dem Kruge schicken. Er selbst hatte keine Lust.
Aber als das Mädchen eben fort war, hörte er sie kreischen, und sie
kam, weiß wie ein Laken, herein und sagte, sie ginge nicht, Peter Wipp
sei ihr als feuriges Rad über den Weg gelaufen und habe gerufen:
"Gahste Mäken, den Hals schafste breken." Da ging Hinrich
Grönebusch selber, und in der Giebelluke saß Peter Wipp, brummelte
mit seinen grünstrümpfigen Beinen und rief: "Hie Peters eene
Been, da Peters annere Been."
Im Kruge ging es hoch her. Thormann war da. Hausteufel, Wirtschaftsengel,
konnte man von ihm sagen. Hatte er zu Haus Ärger gehabt, dann gab er einen
aus. Bei ihm saß der Schneider und trank schon den achten Kümmel.
"Süh, Thormann, da kümmt din Schwiegersohn. Eh'r nich de grote
Fuhre vom hellen Berge up min Hofe steiht, kümmt de nich als Schwiegersohn
rup."
Grönebusch hatte eine heftige Erwiderung auf der Zunge, aber da hielt ihm
etwas Kaltes den Mund zu, und eine Stimme, die genauso wie seine eigene klang
und von der man nicht wusste, ob sie von dem Boden oder aus dem Keller kam,
rief: "Schall dat'n Wort sin?"
"Wisse," rief der Bauer, "wenn Wihnachten de grote Fuhre up min
Hofe wassen deiht, schall Grönebusch use Guste hebben," und dabei
streckte er die Hand hin.
________________
Hermann Löns 1866 - 1914
________________
Weihnachten.mobi ist eine Textsammlung.
Aktueller Seitenbereich: Weihnachtsmärchen - Puck Kraienfoot
________________
copyright by Camo & Pfeiffer