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  Die Geschichte vom Knecht Nikolaus ( 3 )
  Als Frau Holle das hörte, wusste sie sich vor Freude kaum zu lassen; sie reichte dem Nikolaus ihre schneeweiße Hand, neben der seine großen harten Finge noch einmal so dunkel aussahen und rief: "Lieber Nikolaus, komme mit mir, ich will Dich in ein so reinliches Haus führen, dass Du gewiss Deine Freude daran hast!"
  Da schüttelte er aber den Kopf und sagte: "Bewahre, da wird nichts draus, ich muss zu meinem Eselchen, das steht drunten in der Mühle im Stall, ich muss die Nacht bei ihm schlafen."
  "Das Eselchen nehmen wir auch mit", versetzte Frau Holle, "eile dich und hole es."
  "Ja, wohin geht es denn?"
  "Das wirst du schon sehen, eile Dich, eile Dich!" Der Nikolaus musste tun, was Frau Holle sagte, mochte er wollen oder nicht; er raffte seine Besen und Ruten zusammen, warf sie in Frau Holles Wagen und zuletzt noch einen großen Sack, in dem es gar sonderbar rumpelte und rappelte, so dass das Christkind mit seinem feinen Stimmchen fragte: "Was hast Du denn da drin, lieber Nikolaus?"
  "Da habe ich Nüsse und Äpfel drin, die schenke ich den braven und artigen Kindern." "Ei , lieber Nikolaus, so kannst du also auch gut sein?" rief Christkindchen ganz erfreut.
  "Versteht sich, kann ich das; wer nicht ordentlich strafen kann, kann auch nicht ordentlich belohnen. Willst Du jetzt einen dicken rotbäckigen Borsdorferapfel, denn Du scheinst mir sehr lieb zu sein?"
  Christkindchen dankte schön, nahm den Apfel und biss mit seinen weißen Zähnchen hinein, während der Nikolaus nach der Mühle ging, um sein Eselchen zu holen. Das wurde dann hinten an den goldenen Wagen angebunden, Nikolaus setzte sich darauf und so ging es fort die Böllsteinerhöhe hinauf und gerade hinein in Frau Holles hellen, goldnen Saal. Schon unterwegs merkte es endlich der Nikolaus, mit wem er es wohl zu tun habe, und er hätte lieber wieder unten am Mühlbach bei seinen Besen gesessen, aber Frau Holle redete so liebreich mit ihm, dass er nach und nach alle Furcht vergaß und ganz anständig von seinem Esels sprang, nachdem sie angekommen.
  War das eine Freude und ein Geschrei unter den Engelchen, als sie den braven Nikolaus mit seinem Grauchen ankommen sahen! Erst fürchteten sie sich ein wenig vor ihm, dann überschütteten sie ihn mit Redereien; Eines zupfte ihn am Bart, ein Anderes warf alle seine Ruten und Besen in's Feuer, dass diese hell aufflackerte und ein Drittes leerte gar den Sack mit Nüssen und Äpfeln aus. Als diese nun auf dem glatten Marmorboden wie toll hin und her kollerten, warfen sie sich insgesamt darauf, um sie aufzulesen und nun hatte der arme Nikolaus wenigstens einen Augenblick Ruhe. Es war aber auch Zeit, denn er machte ein furchtbar böses Gesicht und hob die Hand mit drohender Gebärde gegen die Engelein auf. So gefiel er aber gerade der Frau Holle am besten.
  "Lieber Nikolaus", sagte sie, "Du musst immer bei und bleiben, es soll Dich nicht gereuen. Wenn es jetzt Winter wird, begleitest Du mein Christkindchen hinunter zu den Menschen, damit ihm unterwegs kein Unfall begegnet, und weil es viel zu gut ist und nur mit den braven Kindern sprechen und sie beschenken will, wirst du den unartigen eine Rute bringen und sie tüchtig ausschelten. Ist Dir das recht, lieber Nikolaus?"
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  Luise Büchner 1821 - 1877
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