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  Lüttjemann und Lüttjerinchen ( 2 )
  Sie aßen und tranken, und als der Igel satt war, bedankte er sich schön und sprach: "Will man dir was tun, so rufe mich; ich bin das Tierchen Pickedich."
  Lüttjemann ging weiter, und als er wieder hungrig war, setzte er sich unter einen Brombeerbusch und lud sich wieder Gesellschaft ein. Da kam der Hirschkäfer, machte einen Diener und vesperte mit, und als er satt war, bedankte er sich schön und sagte: "Will man dir was tun, so rufe mich her; ich bin der Käfer Kneifesehr."
  Lüttmann ging weiter und fand einen goldenen Laufkäfer auf dem Rücken liegen; er half ihm auf die Beine, und da sagte der Käfer: "Du halfest mir aus Not und Pein, dafür will ich dein Hund jetzt sein" Und Lüttjemann freute sich darüber sehr und sprach: "Blitzeblank, so nenn' ich dich, lauf voran und schütze mich!" Da lief Blitzeblank vor ihm her und biss alles in die Beine, was den Weg nicht freigeben wollte.
  Gegen Abend kamen sie an einen Steinbruch. Da sahen sie drei Glühwürmer, die leuchteten, und sechs Totengräber in schwarzen, rotbesetzten Röckchen beerdigten eine Fledermaus. Lüttjemann half ihnen dabei und lud sie nachher zum Abendbrot ein. Als die Totengräber hörten, dass er ein Haus für sich suche, zeigten sie ihm die Wohnung der Fledermaus, die jetzt leer stand.
  Lüttjemann ging mit und sah sich die Wohnung an. Es war ein Loch in der Felswand unter einem Glockenblumenbusch. Die Glühwürmer leuchteten, und die Totengräber machten rein, und als alle der Kehricht heraus war, den die alte faule Fledermaus hatte liegen lassen, da freute sich Lüttjemann, denn die Decke war ganz aus blanken Kristallen und die Wände aus dem schönsten Kalkstein.
  Er machte zwei Lager, eins für sich und eins für Blitzeblank, und schlief ruhig ein, denn er war von dem weiten Weg müde. Frisch und munter wachte er am andern Morgen auf, wusch sich in einem großen Tautropfen, kochte auf einem Feuer aus trockenen Tannennadeln ein Lerchenei, das Blitzeblank herangeschleppt hatte, in einem Topf aus einer Schneckenschale, frühstückte und richtete sich seine Wohnung ein, und weil er viel freundlicher und gefälliger war, als die brummige Fledermaus, so halfen ihm die kleinen Leute aus der Nachbarschaft.
  die Spinne webte ihm Vorhänge, die Eule gab ihm Federn für das Bett, das Eichhorn sorgte für Teller und Töpfe aus Nüssen und Eicheln, Brennholz brachten die Ameisen, der Specht schaffte Leuchtholz herbei, damit Lüttjemann abends Licht hatte, die Bienen lieferten Honig, der Eisvogel Libellenflügel als Wandschmuck.
  Als alles fertig war, sagte Lüttjemann: "Fix und fertig ist das Haus; jetzt geh' ich und suche die Braut mir aus."
  Jeden Tag ging er in die Nachbarschaft auf Brautschau, und jeden Abend kam er allein nach Hause, denn er hatte keine Frau gefunden, die zu ihm passte. die Unke war zu dick in der Mitte, das Goldhähnchen hatte schwarze Augen und die Spitzmaus war zu schwarz auf dem Kopf. So kam der Herbst in das Land, und Lüttjemann hatte immer noch keine Frau. Sein Häuschen war sauber und gemütlich, Küche und Keller, Stall und Scheune waren voll, aber Lüttjemann wurde immer trauriger, weil er so allein war, und spielte auf seiner Fiedel, die er sich aus einem Mausekopf gemacht hatte, nur noch ganz leise Lieder.
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  Hermann Löns 1866 - 1914
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