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  Das vertauschte Weihnachtskind ( 3 )
  Nachher wurden der Friedrich und das Stubenmädchen und die Köchin und die Jungfer von Mama gerufen, die bekamen auch ihren Teil. Die Köchin kam zuletzt und war ganz aufgeregt und sagte: "Gnädige Frau, bei Doktors oben ist ein kleiner Junge angekommen."
  Klein-Elsbeth stieß einen Schrei aus. "Ein kleiner Junge? Mama, Mama, das ist meiner. Der ist falsch abgegeben!"
  Und mit blitzenden Augen stand die vor der Mutter, ganz Aufregung.
  "Ja, das kann man doch nicht wissen," sagte Mama bedenklich und blinzelte zu Papa hin.
  "Doch." rief Elsbeth, "ich habe ihn doch bestellt, Doktors brauchen doch gar keinen. Bitte, bitte, schicke doch hinauf und laß ihn holen. Tante Doktor gibt ihn mit gewiß, das weiß ich. Ich habe ihr auch erzählt, daß ich ein Brüderchen bestellt habe."
  Die Köchin und die Zofe und das Stubenmädchen lachten, aber Papa sagte ernsthaft: "Na, heute wollen wir's nur oben lassen, es wird natürlich sehr müde sein und erst mal ordentlich ausschlafen wollen." "Aber ich will's doch sehen!" rief Elsbethchen. "Fräulein, komm doch nur mit, wir wollen hinaufgehen."
  "Heute nicht, sei artig, Elsbeth," entschied Mama.
  Elsbeth stieß ein Schluchzen aus und stampfte mit den Füßen auf. "Ihr seid schlecht - ganz schlecht seit ihr ..."
  "Elsbeth -" sagte Papa mit strengem Ton, den kannte sie schon, da war nicht gut Kirschen essen mit ihm. "Unartigen Kindern nimmt der Weihnachtsmann alles wieder weg, das weißt du. Natürlich das Brüderchen auch.""Sie ging zu ihren Sachen, weinte noch eine Weile still vor sich hin ...
  "Morgen ganz früh gleich gehen wir hinauf, nicht?" sagte sie zu Fräulein, als die sie zu Bett brachte.
  "Ja freilich."
  Sie lag noch lange mit offenen Augen, lächelte manchmal glückselig ...
  In aller Frühe klingelte es bei Doktors. Als das Mädchen öffnete, stand Klein-Elsbeth da, hochrot im Gesichtchen, sagte gar nicht "Guten Morgen", sondern bloß sehr bestimmt: "ich will mein Brüderchen sehen. Es gehört nämlich mir."
  Sie war dem Fräulein durchgegangen, das noch mit Haarmachen zu tun hatte.
  "Das ist deins?" fragte das Mädchen erstaunt. "Ich denke doch, das ist der Frau Doktor ihres."
  "Nein, das habe ich mir bestellt, es ist bloß falsch abgegeben. Und ich will mir's holen."
  "Na, das glaube ich nicht, daß sie dir das herausgeben," meinte das Mädchen. "Ich will mal den Herrn fragen, ob du es sehen darfst, es wird gerade gebadet."
  Sie ging fort, und statt ihrer kann der Doktor. "Morgen, Elsbethchen. Na, willst du's sehen? Dann komm mit. Aber es ist richtig unseres, verlaß dich drauf."
  "Ja wohl, ihr wollt mir's jetzt bloß nicht geben. Ich hab mir's bestellt und ihr nicht!"
  "Doch, wir haben auch eins bestellt."
  "Aber Elsbethchen!" rief's unten, und Fräulein kam mit halbgemachten Haar die Treppe heraufgeflogen.
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  Victor Blüthgen 1844 - 1920
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