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  Weihnachtszeit
  Seit Jahren hat's nicht so geschneit!
  Das rieselt, rinnt und häuft sich an,
  dass man im Lande weit und breit
  nicht Weg noch Steg erkennen kann.
  Die Stadt sieht wie ein Märchen aus:
  hat jedes Häuschen, jedes Haus
  ein Mützchen auf aus weißem Schnee,
  das blinkt und blitzt im Sonnenschein,
  als wär's von lauter Edelstein.
  Und drinnen gibt's verschloss'ne Türen!
  Ein Zimmer, das das ganze Jahr
  genau wie andre Zimmer war,
  bekommt ein feierlich Gesicht:
  Oft ist's zur Dämmerung, als glitten
  verstohl'ne Schritte hin und her,
  man sieht ein heimlich huschend Licht,
  als ob das Christkind drinnen wär'!
  Verschwieg'ne Päckchen kommen an,
  die rascheln gar so wunderlich,
  wenn kleine Finger daran rühren . . .
  Doch Mutter wehrt auf alle Bitten:
  "Nicht fragend! `s ist vom Weihnachtsmann!"
  Ein unbestimmter Kuchenduft
  liegt wunderlich in der Luft!
  Die Kinder schnuppern leis herum
  und schau'n sich an und lachen stumm
  und drücken sich am Schlüsselloch
  die Näschen platt . . . .
  O sel'ge Zeit,
  wenn Liebe sich im stillen müht
  und nicht genug zu tun weiß,
  wenn mitten unter Schnee und Eis
  die Blume des Erbarmens blüht,
  wenn jubelnd sich die Glocken schwingen
  und jedem, der es hören will,
  die süße Weihnachtsbotschaft bringen:
  "Das Christkind kommt, seid froh und still!
  Anna Ritter 1865 - 1921
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