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  Weihnacht
  Ein "Weihnachtslied!" wie manches ward gesungen
  Seitdem der Stern ob Bethlehem verglüht!
  Du kindlich reinste der Erinnerungen,
  Wie ziehst du heute wieder durch's Gemüt,
  Der Christbaum glänzt, das ist ein Flimmern, Leuchten,
  Dem Kindesblick dehnt sich der Himmel weit,
  Aus deinen Augen strahlt's, den wehmutfeuchten:
  Das war die fröhlich – sel'ge Weihnachtszeit!
 
  Auch das vorbei! Gelöscht die tausend Kerzen,
  Die Christkinds weiße Hand zur Flamm' entfacht,
  Manch neues Glück zog ein in deinem Herzen
  Und schlich sich fort in zweifelsschwerer Nacht.
  Nun lässt dein Auge neidlos andre springen,
  Im Reigen jubeln um den Tannenbaum,
  Das schönste Lied muss allgemach verklingen,
  Als Weiser lächelst du: es war ein Traum!
 
  Allüberall ist Weihnachtszeit auf Erden,
  Und jeder Tag des Jahres hat sein Fest:
  Wenn gute Taten noch geboren werden,
  Noch glimmt von Menschenlieb' in dir ein Nest,
  Hörst du's vom sternbesäten Himmel schallen
  Wie Orgelbrausen, Glockenfestgeläut':
  "Auf Erden Fried, am Menschen Wohlgefallen,
  Der Heiland ist aufs neu geboren heut!"
 
  So mag das neu'ste Jahr gefasst und finden,
  Wir treten kühn durch seine Pforten ein;
  Wie alle frühern wird es lösen, binden,
  Dem Hölle nur, dem andern Himmel sein!
  Doch in des Christnachtzaubers Dämmerweben,
  Draus hell die Liebe strahlt im Lichtermeer,
  Sei Festtags – Losung: Freude liegt im Geben!
  Anrecht auf Glück hat alles um uns her!
  Alfred Beetschen 1864 - 1924
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