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  Vor Weihnachten
  Die Kindlein sitzen im Zimmer
  - Weihnachten ist nicht mehr weit -
  bei traulichem Lampenschimmer
  und jubeln: "Es schneit, es schneit!"
 
  Das leichte Flockengewimmel,
  es schwebt durch die dämmernde Nacht
  herunter vom hohen Himmel
  vorüber am Fenster so sacht.
 
  Und wo ein Flöckchen im Tanze
  den Scheiben vorüberschweift,
  da flimmert's in silbernem Glanze,
  vom Lichte der Lampe bestreift.
 
  Die Kindlein sehn's mit Frohlocken,
  sie drängen ans Fenster sich dicht,
  sie verfolgen die silbernen Flocken,
  die Mutter lächelt und spricht:
 
  "Wißt, Kinder, die Engelein schneidern
  im Himmel jetzt früh und spät;
  an Puppenbettchen und Kleidern
  wird auf Weihnachten genäht.
 
  Da fällt von Säckchen und Röckchen
  manch silberner Flitter beiseit,
  von Bettchen manch Federflöckchen;
  auf Erden sagt man: es schneit.
 
  Und seid ihr lieb und vernünftig,
  ist manches für euch auch bestellt;
  wer weiß, was Schönes euch künftig
  vom Tische der Engelein fällt!"
 
  Die Mutter spricht's; - vor Entzücken
  den Kleinen das Herz da lacht;
  sie träumen mit seligen Blicken
  hinaus in die zaubrische Nacht.
  Karl Gerok 1815 - 1890
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