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  Der Weihnachtsbaum
  Ihr steht am lichten Weihnachtsbaum
  Und freut euch all und ahnt es kaum,
  Dass, was jetzt alt und jung entflammt,
  Der Urzeit deutschen Volks entstammt.
 
  Aus altersgrauem Heidentum
  Weht duftumquellt die Wunderblum'
  Der zauberhaften Sagenmär'
  Vom Gott der Götter, Wodan, her.
  Mit Winterriesen jedes Jahr
  Im Kampf der Gott des Lichtes war;
  Und wenn dem Lichtgott, Frö – im Krieg
  Mit Frostgewölk' – verblieb der Sieg,
  Da hieß es in der alten Zeit,
  Dass Wodan Göttin Holda freit.
 
  Da gab's im Volk nun helle Lust!
  Des Gottes Brautfahrt hob die Brust
  Von jung und alt, von groß und klein,
  Das mocht' ein wahrer Jubel sein!
  Zwölf Nächte währte rings das Fest,
  Jed' Haus war da bestellt auf's best',
  Auf dass allwegs nur Reinheit war,
  Wenn Umzug hielt das hohe Paar.
  Ein Holzstoß brannt' in jedem Haus
  Am Herd und warf sein Licht hinaus
  Zum Hain, wo hoch – im heil'gen Raum –
  Hehr flüsternd ragte Wodans Baum;
  Und um die Eiche wogend klang
  Tiefinnerlicher Weihesang.
 
  Und als im langen Lauf der Zeit
  Das Christentum gesiegt im Streit,
  Und für den dürrgeword'nen Stab
  Das grüne Reis der Liebe gab,
  Da kam, geschmückt wie Wodans Baum,
  Ein Bäumchen in der Stube Raum;
  Der Brand vom Herde Holdas nahm
  Als Licht man, das auf Zweiglein kam;
  Und was dereinst vom Götterpaar
  Mild ausgeströmt als Segen war,
  Das hängt jetzt reich, als süße Last,
  Am Weihnachtsbaum an jedem Ast
  Und mahnt in Freude weit und breit,
  Am heil'gen Glauben alter Zeit.
  Hermann Rollet 1819 - 1904
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