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  Der letzte Weihnachtsbaum
  Jetzt lösch' ich den jährlichen Weihnachtsbaum
  Auf immer und ewig aus!
  Der Herzen erfreuende Kindertraum
  Brennt nie mehr in unserem Haus.
 
  Schon holt' ich der Mutter ein Fichtenreis
  Und schmückt' es dem Wiegenkind!
  Sie wiegte davor ihr Söhnchen leis,
  Sah fast an den Kerzen sich blind.
 
  Im Himmel wer sagt, auf Erden wer weiß:
  Was wir da gemeint und gedacht!
  Wir schlossen uns stumm in die Arme so heiß
  Und weinten vor heiliger Macht.
 
  Denn "Vater und Mutter" das waren nun wir!
  Und das Kind vom Himmel war da!
  Hell über uns war zu unserer Zier
  Uns der Stern, der leuchtende, nah!
 
  Dann traten, mehr Jahre, mehr Kinder heran,
  Und freuten die Nacht sich nicht aus –
  Das war das ewige Leben! Kein Wahn,
  In Segen stand da das Haus!
 
  Jetzt – ist die Mutter gestorben und hin!
  Die Kinder sind alle nun groß.
  Nun steh' ich einsam mit brütendem Sinn –
  Fort, Baum . . . in der Götter Schoß!
 
  Jetzt lösch' ich den letzten Weihnachtsbaum
  Auf immer und ewig aus!
  Aus ist der tote, verlebte Traum
  Und finster bleibt mir das Haus.
  Leopold Schefer 1784 - 1862
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